Tod und Sterben sind in der Pflege ein Teil der täglichen Arbeit. Viele Menschen wünschen sich, im Sterbeprozess in ihrer gewohnten Umgebung bleiben zu dürfen und von vertrauten Menschen umsorgt zu werden. Hier kann ambulante Palliativversorgung einen wichtigen Beitrag leisten. Der Umgang mit dem Thema Tod und die Pflege von Sterbenden bleibt aber auch für erfahrene Pflegekräfte eine besondere Belastung, selbst wenn ihnen das Thema in ihrem beruflichen Alltag oft begegnet. Jeder Mensch und jedes Lebensende ist einzigartig.

Palliative Care in der außerklinischen Intensivpflege

Prof. Wolfgang George hat in einem Beitrag „Erfahrungen und Belastungen in der Begleitung Sterbender“, in der Zeitschrift „Das Krankenhaus 12/2017“ festgestellt, „Ein sehr großer Teil der veröffentlichten Studien zu Erfahrungen und Belastungen der Mitarbeiter, die sterbende Patienten betreuen, wurde in palliativen Versorgungsbereichen erhoben.“, die auch auf andere Versorgungsbereiche des Krankenhauses, stationärer Pflegeeinrichtungen und ambulanter Versorgung übertragen werden können. Dies verlangt nach einer konsequenten Fortsetzung und Suche nach Lösungen auch im außerklinischen Bereich.

Palliative Care findet nämlich nicht nur im Hospiz und auf Palliativstationen statt, sondern auch zuhause und in der außerklinischen Intensivpflege. Oft stellt das häusliche Umfeld ohne professionelles Gerüst eine starke Herausforderung und Unsicherheit für die Beteiligten dar.

Spezifische Qualifikation für die außerklinische Pflege

Für die palliative Pflege sind spezifische Kenntnisse, ethische Haltung, Empathie und kommunikative Erfahrung in etlichen Handlungsbereichen der Kranken und Altenpflege erforderlich. Darüber hinaus verlangt professionelle Palliative Care auch Strategien zum emotionalen Selbstschutz und besonders empathische Kommunikationsfähigkeit für Patienten und Angehörige. Gerade in der außerklinischen Intensivpflege, wo Pflegekräfte in Wohngruppen oder der 1:1-Betreuung meist lange Zeiten das Tages auf sich gestellt sind, ist die Schulung eines professionellen Umgangs mit dem Phänomen Sterben erforderlich – und zwar einerseits, um unnötige belastende Symptome und Bedürfnisse des Sterbenden zu erkennen und die bestmöglichen Pflegehandlungen zur Linderung von Leiden zu beherrschen, aber auch Kompetenzen, wann der Hausarzt, SAPV oder Angehörige gerufen werden sollen bzw. auch um unnötig belastende Krankenhauseinweisungen zu vermeiden; andererseits brauchen Palliativpflegekräfte psychische Stärke und ethische Haltung, dass Sterbende hospizlich begleitet werden müssen. Der Klient und seine Angehörigen brauchen eine einfühlsame Begleitung, belastende Symptome sollen erkannt und gelindert sowie Bedürfnisse erfüllt werden. Es gibt externe Berater (SAPV) zur Unterstützung, unerlässlich ist aber eine Basiskompetenz möglichst vieler Mitarbeitenden.

Seitens der Kostenträger ist die Entwicklung zu erwarten, dass Pflegedienste der außerklinischen Pflege künftig Mitarbeiter mit entsprechender Kompetenz und Weiterbildung vorhalten sollten.

Medizin, Psychologie, Pflege und Ethik verbinden

Hierfür gibt es bei der BaWiG ein neues Kursangebot, das in der häuslichen /außerklinischen Intensivpflege einen Schwerpunkt legt und von der Deutschen Gesellschaft für Palliative Medizin DGP anerkannt wird. Das Qualifizierungsziel ist dabei die professionelle Fähigkeit für eine spezialisierte Palliativpflege am Lebensende auch in der außerklinischen Intensivpflege.

Zentrales Element ist hier der interaktive Austausch in der Gruppe und die psychologische Reflexion und gegenseitige Sensibilisierung im Dialog mit der Psychoonkologin und Psychiaterin Dr. med. Katrin Lukowitz: „Kompetenzen im Umgang mit den psychischen und sozialen Bedürfnissen Sterbender und ihrer Zugehörigen sind ein elementarer Bestandteil jeglicher Arbeit im Bereich der palliativen Medizin. Dazu gehören zum einen fachliche Fertigkeiten im Umgang mit psychiatrischen Fragestellungen, aber auch die Arbeit mit emotionalen Bedürfnissen der Beteiligten, funktionalen und manchmal auch dysfunktionalen sozialen Strukturen. Spirituelle und ethische Aspekte wollen Beachtung finden, Kommunikation und Teamarbeit sind wesentlich. All diese Aspekte sind für „gute Pflege“ auch in anderen medizinischen Bereichen, außerhalb des Sterbens, bedeutsam. Palliative Care hingegen will mehr: es geht um eine innere Haltung zum Sterben, die einer ausgiebigen Reflektion des eigenen Tuns und Erlebens bedarf, sowie einer stets begleitenden Psychohygiene.“

Daneben vermittelt der Intensivmediziner Dr. med. Frank Bonin die in vielen Pflegediensten notwendige Professionalisierung der Pflegekräfte auch hinsichtlich medizinischen Wissens zu diesem wichtigen Thema: „Häufig stellt sich bei Sterbenden gerade im häuslichen Umfeld doch die Frage, ob, wann und wie in den letzten Lebensphasen noch medizinisch gehandelt werden muss, welche medizinische Linderung, welche pflegerischen Hilfsmöglichkeiten, oder psychologischen Unterstützungen, aber auch kommunikative und rechtliche Momente des den Sterbenden Gehen-lassens zu erwägen sind.“

Praxisnahe Reflexionsübungen

Ziel des von der DGP-Dozentin Stefanie Suhr-Meyer moderierten 40-stündigen Basiskurses ist natürlich zum Teil die Wissensvermittlung: die Teilnehmenden sollen eine Grundausstattung mit dem notwendigen Handwerkszeug bekommen, welches gebraucht wird, um in der Palliative Care qualifiziert tätig sein zu können. Inhalte sind u. a.

  • Grundkenntnisse Palliative Care-Versorgung
  • Schmerz und andere belastende Symptome
  • Besonderheiten neurologischer Erkrankungen
  • Sterbephasen
  • Kommunikation
  • Psychische Reaktionen
  • Abschied und Trauer

Aber es geht auch um mehr, denn anhand praktischer Übungen werden Möglichkeiten für Stressmanagement und Bewältigungsstrategien der Teilnehmenden aufgezeigt, denn Arbeit im Team gelingt nur, wenn diese gelebt wird, was insbesondere im Setting der häuslichen Pflege wichtig ist. Psychologische Fallstricke werden in der Gruppe aufgezeigt und Lösungsstrategien gemeinsam erarbeitet. Nicht zuletzt nimmt ethisches Denken einen breiten Raum ein, hier sind Fallbeispiele der Teilnehmenden aus ihrem Erfahrungsschatz willkommen, um „Ethik“ einerseits und „praktischen Alltag“ andererseits miteinander so zu verbinden, dass die Kursteilnehmende daraus für ihren Arbeitsalltag einen spürbaren und bereichernden Nutzen ziehen können.

Der Abschluss hat die Anerkennung mit Zertifikat der „Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin“, hier speziell mit einem Schwerpunkt für die außerklinische Intensivpflege, und bei Weiterqualifikation erfolgt die Anerkennung auf den 160-UE-Kurs zur „Palliative Care Fachkraft“.

Hier geht es zu den Kursen Palliative Care in der außerklinischen Intensivpflege(40 UE)